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24.07.2025

Zu viel Datenmüll? Wie Sie Cloud-Kosten & CO₂ senken

Wie ungenutzte Daten Speicher, Geld und CO₂ verschlingen – und warum „Data Hygiene“ zur strategischen Pflicht wird. 

Olivia Brockmann

Datenexplosion und ihre Schattenseite

Cloud-Infrastrukturen ermöglichen das Speichern riesiger Datenmengen – doch eine große Herausforderung besteht darin, dass 80% bis 90% aller Unternehmensdaten unstrukturiert vorliegen und ein großer Teil der Daten ungenutzt bleiben – sogenannte Dark Data (Quelle: Indico Data) . Konkret nutzen Unternehmen oft weniger als 1% ihrer unstrukturierten Daten (Quelle: Harvard Business Review, 2017). Gleichzeitig treiben sie Kosten, Emissionen und Compliance-Risiken – ohne erkennbaren Mehrwert. 

 

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Zum Nachdenken: Wie viel Budget, CO₂ und Risiko schlummern unbemerkt in Ihren Datensilos? 

 

Datenwachstum trifft Nachhaltigkeit: Marktlage und Herausforderung 

 

Das weltweite Datenvolumen wächst rasant: Von etwa 33 Zettabyte (2018) auf erwartete 175 Zettabyte bis 2025 (Quelle: IDC). Das enorme Datenwachstum erhöht zugleich den Energiebedarf von Rechenzentren erheblich. Rechenzentren verbrauchen 2025 etwa 415 TWh Strom – rund 1,5% des weltweiten Verbrauchs. Bis 2030 könnte sich dieser Anteil auf 3% verdoppeln. Der Strombedarf wächst jährlich um 15% – viermal schneller als in anderen Sektoren. Belastend wirkt zudem die Ballung der Infrastruktur an wenigen Standorten. (Quelle: Heise) 

Viel Speicherplatz bleibt ungenutzt – und erzeugt unsichtbare Kosten und Emissionen. 

 

Die versteckten Kosten von Dark Data 

 

Dark Data verursacht handfeste Kosten- und Governance-Probleme: 

  1. Finanzielle Belastung: Unternehmen zahlen laufend für Daten, die keinerlei operativen Wert haben. 
  1. Governance- und Prozessrisiken: Ohne klare Datenverantwortung fehlen Klassifizierung, Zugriffskontrolle und automatische Löschfristen – das erhöht Risiken bei Audits oder Datenschutzverletzungen. 
  1. Compliance & DSGVO: Daten, deren Existenz oder Inhalt nicht klar ist, lassen sich kaum DSGVO-konform verwalten – etwa bei Auskunfts- oder Löschanfragen. 

 

 

Data Hygiene: Der strategische Schlüssel zu mehr Effizienz 

 

Data Hygiene bedeutet: den Datenbestand aktiv managen. Das umfasst unter anderem: 

  • Kategorisierung und Klassifikation: Was ist aktiv, kritisch, redundant oder veraltet? 
  • Retention Policies: Automatisierte Regeln für Löschung, Archivierung, Versionierung. 
  • KI-gestützte Tools: Moderne KI-Lösungen unterstützen Unternehmen dabei, ihre Datenbestände intelligenter zu analysieren und zu managen. Sie erkennen automatisiert Muster, decken redundante oder veraltete Daten auf und identifizieren Dubletten sowie ungenutzte „Dark Data“. Doch ihr Potenzial reicht weit über bloße Datenhygiene hinaus: Mithilfe von KI – etwa wie in der Yorizon-KI – lassen sich unstrukturierte Daten aus unterschiedlichsten Quellen zu unternehmensspezifischem Wissen transformieren. So entstehen automatisiert Knowledge Bases, die Mitarbeitenden über einen sicheren, privaten Chatbot zur Verfügung stehen. Statt Daten nur zu löschen oder archivieren, werden sie so in produktive Wertschöpfung überführt – ein echter Gamechanger für datengetriebene Organisationen. 
  • Storage Tiering: Durch intelligentes Storage Tiering können Unternehmen ihre Speicher- und Backup-Kosten um über 70% senken. Häufig genutzte („heiße“) Daten bleiben auf schnellen Speichern verfügbar, während selten genutzte („kalte“) Daten automatisch in günstigere und energieeffizientere Speicherklassen ausgelagert werden – ob lokal oder in der Cloud. Entscheidend für maximale Einsparungen ist dabei der Einsatz von Datei-basiertem Tiering, das vollständige Dateiinformationen inklusive Metadaten verschiebt und so teure Datenbewegungen vermeidet. (Quelle: Komprise, 2024) 

Für MSPs und Systemhäuser liegt hier enormes Potenzial: Wer Kund:innen mit Data Audits, Storage Governance und nachhaltigen Storage-Konzepten begleitet, hebt sich im Markt klar ab. 

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Moderne Cloud-Infrastruktur: Nachhaltigkeit durch Innovation 

 

Rechenzentren werden energieeffizienter – das zeigen PUE-Werte (Power Usage Effectiveness) von um die 1,1 , die heute in modernen Cloud-Infrastrukturen möglich sind. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt liegt bei etwa 1,55. Durch innovative Kühltechnologien, intelligente Lastverteilung und den Einsatz erneuerbarer Energien können führende Anbieter ihre Effizienz kontinuierlich verbessern. 

Doch mit dem Boom von Cloud-Diensten, KI und Streaming wächst auch der ökologische Fußabdruck der digitalen Infrastruktur. Besonders problematisch: Der Strommix in vielen Regionen basiert weiterhin auf fossilen Energien – und der Wasserverbrauch für Kühlung und Stromerzeugung wird selten offengelegt. 

Das Ergebnis ist ein sogenanntes Green Cloud Paradox: Auch wenn die Technologie effizienter wird, führt das steigende Datenvolumen zu insgesamt höheren Umweltbelastungen. Entscheidend wird daher sein, wie transparent Anbieter über ihre CO₂-Emissionen, ihren Strom- und Wasserverbrauch sowie ihre regionale Infrastruktur berichten – und wie sie Kunden dabei unterstützen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. 

Das bedeutet: Anbieter, die Effizienz, Datenklarheit und CO₂-Transparenz kombinieren, werden bevorzugt. 

-> Mehr zum Green Cloud Paradox und Stromverbrauch von Rechenzentren 

 

 

Strategische Empfehlungen für Unternehmen und Systemhäuser

 

 

Für IT-Teams: 

  • Regelmäßige Data Hygiene Audits durchführen: Welche Daten werden genutzt, welche nicht? 
  • Automatisierte Klassifikationstools einführen  
  • Retention & Lifecycle Policies in alle Systeme integrieren – für DSGVO-Konformität und Kostensenkung. 

Für MSPs & Systemhäuser: 

  • Data Hygiene as a Service anbieten: Analyse + technische Umsetzung. 
  • ESG-Daten & Storage Governance kombinieren – z.B. im Rahmen von Green IT Assessments. 
  • White-Label-Funktionen für Kundenportale integrieren: „Datenklarheit auf Knopfdruck“. 

Für Unternehmensleitungen: 

  • Nachhaltigkeit und IT-Strategie verbinden: Green IT beginnt bei der Datenstrategie. 
  • Speicher- und Datenrichtlinien im Rahmen des ESG-Reportings als Hebel kommunizieren. 
  • Cloud-Budgets aktiv hinterfragen: Was ist Speicherwachstum – was ist Datenmüll? 

 

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Fazit: Datenstrategie ist Nachhaltigkeitsstrategie 

 

Unstrukturierte Daten verursachen laufende Kosten, erhöhen Risiken – und verschwenden Ressourcen. Doch mit gezielter Data Hygiene schaffen Unternehmen den Spagat: Effizienz steigern, Compliance sichern und CO₂ einsparen. 

Systemhäuser und MSPs, die diesen Weg aktiv begleiten, positionieren sich als moderne, verantwortungsbewusste Partner – und profitieren gleichzeitig von einem wachsenden Beratungsmarkt. 

 

Drei zentrale Takeaways: 

  • Bis zu 90% der gespeicherten Unternehmensdaten werden nie genutzt  
  • Automatisierte Klassifikation & Storage-Tiering sparen Energie und Speicherplatz 
  • Green IT beginnt bei der Datenstrategie – und bietet echtes Differenzierungspotenzial 

 

Sie möchten Ihre Datenstrategie zukunftsfähig und ESG-konform aufstellen? 
Yorizon unterstützt Systemhäuser und Enterprise-Kunden beim Aufbau nachhaltiger Cloud-Architekturen – mit Tools, Beratung und CO₂-transparenter Infrastruktur. 

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